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Bosbach: „In dieser Zeit sind wir Rheinländer nicht zu bremsen“

Martin Schlüter im Gespräch mit Wolfgang Bosbach beim Talk von „Loss mer schwade“. Foto: Bopp

Köln | Hoher Besuch in der urigen Kneipe „Em Hähnche“! Beim dritten Talk von „Loss mer schwade“ in diesem Jahr war der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach zu Gast und stellte sich den Fragen von Martin Schlüter. Beim unterhaltsamen Interview sprach der Rheinländer über den Karneval, Angela Merkel, die politischen Probleme und den 1. FC Köln.

In den letzten Wochen war Bosbach häufig auf Karnevalssitzungen unterwegs. „12 oder 13 Sitzungen habe ich in dieser Session besucht. Natürlich ähneln sich die Sitzungen dann, aber es ist immer wieder schön. Ich bin mit dem Pfarrkarneval groß geworden. Der Karneval ist eine Urkraft, die man nicht importieren oder exportieren kann, sondern im Herzen tragen muss“, sagt der 70-Jährige.

Jedoch wird er ausgerechnet in der fünften rheinischen Jahreszeit nicht in der Heimat weilen. „Das ist mir noch nie passiert. Ich habe einen Termin in Magdeburg am Karnevalssonntag zugesagt. Ich hatte im Kalender nicht darauf geachtet, was es für ein Wochenende ist. Es ist ärgerlich, aber ich bin dann leider auf der Autobahn.“

In seiner Zeit als Abgeordneter des Bundestages in Berlin hatte der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Union an den närrischen Tagen nu wenig Zeit zum Feiern. In der Hauptstadt ist der Karneval nicht so ausgesprägt wie in seiner Heimat. „Es gibt aber ein paar Oasen, in denen man Kölsch bekommt und Karneval feiern kann.

Wolfgang Bosbach: „Zu Berlin habe ich keine romantischen Gefühle“

Trotzdem war für Bosbach Berlin nur eine Durchgangsstation. „Die Stadt ist für mich nur ein Arbeitsplatz gewesen. Zu Berlin habe ich keine romantischen Gefühle“, gibt der Bergisch Gladbacher zu. Er sagt aber auch: „Berlin ist die einzige Weltstadt, die wir haben. Es ist eine tolle Stadt mit vielen grünen Flächen und Kultur, aber es ist nicht meine Stadt.“

Das ist und bleibt einfach Köln. Und die Liebe zu seinem Fußballverein, natürlich ist das der FC. „Ich bin ein Fan seit Kindesbeinen und bin immer im Stadion, wenn es zeitlich möglich ist. Auch am Sonntag gegen Frankfurt saß ich auf der Tribüne und war begeistert von der Moral und der läuferischen Vorstellung der Mannschaft. Mit solchen Leistungen wären wir noch im DFB Pokal und auch in Europa weiter vertreten.“

Jedoch bleibt Bosbach optimistisch, dass die Saison im Jahr 2023 erfolgreich über die Bühne gehen wird. „Nach dem Sieg gegen Frankfurt bin ich überzeugt, dass wir oben noch einmal angreifen. Vielleicht wird es noch der siebte Rang.“ Vielleicht auch dank des Karnevalsschubes. Bosbach: „In dieser Jahreszeit sind wir Rheinländer nicht zu bremsen.“

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach beim Talk „Loss mer schwade“ in der Gaststätte „Em Hähnche“. Foto: Eduard Bopp

Einen kleinen Seitenhieb konnte sich Bosbach zu einem ehemaligen Publikumsliebling nicht verkneifen. Nach dem Wechsel von Anthony Modeste vom FC zu Borussia Dortmund sagte der große Fußballfan. „Ich wäre auch für die Hälfte des Gehaltes gewechselt. Aber mich wollte man wegen Knieproblemen nicht haben. Aber Scherz beiseite: Ich glaube, Tony wäre nun lieber in Köln als in Dortmund.“ Modeste ist übrigens einer der besten Kumpels seines Schwiegersohnes. Da wird Bosbach sicher auch einige Insider kennen.

Nicht zu bremsen ist auch der beliebte Politiker in seiner Freizeit. Nach seinem Ende als Abgeordneter erledigt er nun viele Dinge, die ihm Spaß machen. „Ich habe mir damals sehr genau überlegt, dass ich mich nicht mehr zur Wahl stellen werde. Ich bin der Letzte, der mit den Füßen voraus aus dem Plenarsaal getragen werden wollte“ verrät der Vater dreier Töchter.

Langeweile hat Bosbach aber in der Freizeit nicht: „Jetzt mache ich regelmäßig mit Christian Rach zusammen einen Podcast, arbeite als Rechtsanwalt, habe ein drittes Buch geschrieben und werde häufig eingeladen. Außerdem ist es schön, Opa zu sein. Meine Frau sagte zu mir, dass ich als Politiker öfter zu Hause gewesen sei als jetzt.“

Wolfgang Bosbach verfolgt die Politik weiter intensiv

Die Politik verfolgt der Rechtsanwalt weiterhin interessiert und glaubt: „Die Probleme, die die aktuelle Ampelkoalition hat, hätte die CDU zu 80 Prozent auch. Der Krieg in der Ukraine und die Inflation beschäftigen jeden in unserem Land.“

Auch zum Thema Zuwanderung hat er eine klare Meinung: „In unserer Geschichte hatten wir immer eine Zuwanderung, haben es aktuell und werden es auch in Zukunft haben. Vor 250 Jahren war jeder Dritte in Berlin und Brandenburg ein französischer Protestant. Wir haben Millionen Menschen als Gastarbeiter in unsere Land geholt, die unsere Wirtschaft beflügelt und zu unserem Wohlstand beigetragen haben.“

Jedoch stellt Bosbach klar: „Wenn ich aus welchen Gründen auch immer in ein neues Land komme, dann muss ich die Rechts- und Werteordnung respektieren.“ Er weiß aber auch: „Man kann keinen zur Integration zwingen, das ist immer ein Prozess.“

Wolfgang Bosbach hat Brief von Angela Merkel bekommen

Zu seiner ehemaligen Chefin hat Bosbach aktuell keinen Kontakt mehr. „Angela Merkel hat mir einen handschriftlich geschriebenen Brief zu meinem 70. Geburtstag geschickt. Das hat mich sehr gefreut.“

Bosbach gibt zu, auch die ein oder andere harte Diskussion mit der ehemaligen Bundeskanzlerin gehabt zu haben. „Wir waren nicht immer einer Meinung und haben uns gezofft. Aber ich habe sie niemals belogen und sie war zu mir immer korrekt.“

Jedoch unterscheiden sich die Charaktere der beiden Politiker sehr. Bosbach erinnert sich an den 50. Geburtstag Merkels, bei dem er anwesend war. „Der Höhepunkt des Abends war ein Vortrag eines Gehirnforschers. Bei meinem Geburtstag war er der Auftritt der Höhner.“ Aber zu Merkels Ehrenrettung verrät Bosbach auch: „Angela kann sehr lustig und witzig sein. Sie hat einen tollen Humor.“

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