Wie gefährlich sind die Ringe? Ein Türsteher packt aus
Köln | Die Schreckensnachrichten nehmen aktuell kaum Ende. Gefühlt zunehmend immer wieder geschehen im Kölner Nachtleben Gewalttaten. Vor allem auf den Ringen sind Messerstechereien und gar Explosionen inzwischen fast Standard an den Wochenenden, losgelöste Rocker massakrieren sich selbst am helllichten Tage.
Wie erleben Protagonisten mitten im Geschehen und vor Ort selbst die derzeitige Lage?
LMS hat mit Alex Q. gesprochen. Der 23-jährige Türsteher hat nach zwei Jahren in Düsseldorf seit einem halben einen Posten mitten auf den Ringen und erzählt aus erster Hand wie er die Sicherheitslage beurteilt.
„Insgesamt sind nicht mehr Leute aggressiv als vor fünf Jahren, aber…wenn die Leute aggressiv werden, artet es mehr aus“, erklärt der Securitry-Profi, der jedes Wochenende von 22 Uhr bis 5 Uhr im Einsatz ist, „immer mehr junge Leute laufen mit Messern rum, das Ausmass an Folgen ist so gravierender, Verletzungen sind akuter. Wenn vor 10 Jahren dreimal der Alarm im Laden anging, war mal ein eins gegen eins. Heute geht man geht von Messern und Knarren aus. Die Leute sind bereit mehr zu machen.“
Alex Q. fordert härtere Strafen fürs Mitführen von Messern
Hat das Drogenproblem in Köln ebenfalls zugenommen? Sind Anschläge mit K.O-Tropfen inzwischen keine Seltenheit mehr?
Q.: „Ich habe noch nichts von KO Tropfen mitbekommen, dagegen kann man sich schwierig schützen, man kann Runden im Laden drehen und Präsenz zeigen. Ich kann nur raten, das Glas nicht aus den Augen zu lassen und es nicht gedankenlos abzustellen. Ein Bierdeckel auf das Glas, dann ist es deutlich schwieriger für Kriminelle.“
Die Waffenverbotszonen bringen überhaupt nichts
Schwerer verletzt wurde die sportliche Kante bislang glücklicherweise noch nicht. Einmal fuchtelte ein Besoffener mit einem Messer vor ihm herum. Ein anderes Mal ging einer mit einer zerbrochenen Glasflasche auf ihn los.
Doch noch verzichtet er auf eine stichsichere Weste und Handschuhe, wie viele seiner Kollegen sie bereits zum Schutz tragen. „Man muss vor dem Job Respekt haben. Man sollte immer mit offenen Augen rumlaufen. Auch wenn man die Leute rauswirft, die mit netten Worten verabschieden. Damit keine Rachegelüste entstehen.“
Doch zurück zur Messer-Thematik. Helfen Waffenverbotszonen?
„Blödsinn“, sagt der Profi, „Es ist auf jeden Fall so, dass immer mehr Leute Messer dabei haben. Es spricht sich halt mehr rum. Wenn früher eine Messerstecherei war, dauerte es, bis es die Runde machte. Die Quote von Leuten, die Messer mitnehmen, ist gestiegen. Wir tasten die Leute ab. Die haben ihr Messer am Schuh versteckt, in der Unterhose. Die Waffenverbotszonen bringen überhaupt nichts. Das einzige was helfen würde, wäre ein komplettes Waffenverbot. Ein 6 Zentimeter Messer ? Damit kann man eh töten. Draußen hat das nichts zu suchen. Wir brauchen Kontrollen und drastische Geldstrafen – 1000 Euro, 2000 Euro, damit die Leute davor Respekt bekommen und die Messer gar nicht erst mitnehmen. Aber in Deutschland hat doch derzeit keiner Angst davor Straftaten zu begehen. „
Haben die Messerattacken einen „kulturellen“ Hintergrund?
„Es hat nichts mit der Religion zu tun, aber mit der Herkunft“, meint Q., „In anderen Ländern ist es üblicher ein Messer dabei zu haben. Wenn deutsche Gruppen sich prügeln, schreist du die Leute an und sie sind ruhig, da gibt es diesen verletzten Stolz nicht. Aber es gibt Nationalitäten, die diesen falschen Stolz haben. Wenn du die vor ihren Leuten rauswirfst, haben sie den Rachegedanken.“
Zum Sessionsauftakt wird er wieder an der Tür stehen. „Am 11.11. arbeite ich auch, große Angst habe ich nicht. Es kann immer was passieren.“