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Im O-Ton: Die Grabrede für eine FC-Legende (†79)

Foto: Friedrichs

Köln | Es war eine bewegende Zeremonie für einen „Hidden Champion“ der ruhmreichen Historie des 1.FC Köln.

Bei der Beerdigung für Double-Held Heinz Simmet in Hürth-Berrenrath hielt Ralf Friedrichs den Nachruf auf den ersten „Sechster“ der Bundesliga-Geschichte.

Der beliebte Moderator, Buchautor und „Stammtisch“-Erfinder, der tags zuvor bei unserem Talk in Dormagen ebenfalls mit Dieter Prestin, Frank Steffan bei Till Quitmann am Mikro stand, spricht über seine Gefühle, die Rede vor den anwesenden Ikonen wie dem großen Wolfgang Overath und Kalli Thielen gehalten zu haben.

Kult-Moderator Ralf Friedrichs erinnert an legendären „Sechser“ des 1.FC Köln

„Auf jeden Fall empfand ich es als eine sehr große Ehre! Und auch bewegend, Simmet gehörte zu „meiner“ ersten FC-Elf, das Mannschaftsfoto der Saison 71/72. Da bin ich Unterschriften sammeln gegangen. Auch bei Simmet und da musste ich in dem Moment der Rede natürlich dran denken“, sagt Ralf zu uns.

Ralf bei Loss mer schwade am Dienstag.

Wir dürfen seine rührenden Worte mit seiner Zustimmung an dieser Stelle veröffentlichen.

Ruhe in Frieden, Heinz Simmet!

Heinz Simmet – Ein Nachruf

Wir stehen hier alle um Heinz Simmet als Mensch zu ehren und ihm die Ehre zu erweisen. Zu dem Menschen Heinz Simmet gehörte auch seine enorme Leidenschaft zum Fußball, welche so stark ausgeprägt war, dass er sogar Profi wurde und mit dem 1. FC Köln großartige Erfolge feierte. An den Fußballer und FC-Profi möchte ich an dieser Stelle etwas genauer eingehen: 

Der geborene Saarländer Heinz Simmet wurde mit dem 1. FC Köln dreifacher DFB-Pokalsieger und Deutscher Meister1978. Zwischen 1967 und 1978 absolvierte der Mittelfeldspieler 477 Pflichtspiele für den Club mit dem Geißbock auf der Brust. Mit 259 Bundesligaspielen in Folge sorgte er für einen einzigartigen und wohl kaum noch zu brechenden Rekord in der Bundesliga als Feldspieler

Oftmals wurde Simmet in der Außenansicht als reiner Gefolgsmann Wolfgang Overaths angesehen, was zwar nicht gänzlich falsch ist, ihm aber in der Gesamtheit nicht gerecht wird. Simmet hat sich selbst – wie er am Rande der Dreharbeiten zum Double-Film erzählte – ebenfalls als Spielgestalter gesehen und hätte sich diese Rolle auch beim FC zugetraut. 

Hinter den Superstars Overath und Flohe entwickelte auch Simmet ein Eigenleben, das selten in dem Maße gewürdigt bzw. wahrgenommen wurde, wie es eigentlich sein müsste.

Ralf Friedrichs

Heinz Simmet kam bereits 1967 über die Stationen B. Neunkirchen und RW Essen zum 1. FC Köln und fügte sich auf Anhieb in die Mannschaft ein. Die Position im defensiven Mittelfeld des 1. FC Köln ergab sich aus der Tatsache, dass mit Wolfgang Overath und Heinz Flohe zwei Ausnahmespieler das Mittelfeld bildeten. Beide agierten extrem offensiv, Flohe noch mehr als Overath und es bedurfte einer Absicherung nach hinten. Heinz Simmet entpuppte sich als der ideale Mann für diese Aufgabe, obwohl er eigentlich ebenfalls eher offensiv ausgerichtet spielte.

Hinter den Superstars Overath und Flohe entwickelte auch Simmet ein Eigenleben, das selten in dem Maße gewürdigt bzw. wahrgenommen wurde, wie es eigentlich sein müsste. Er interpretierte die Nummer 6 auf seine Weise. Im Grunde genommen lieferte er die Blaupause für das, was man heutzutage von dieser Position – der sogenannten SECHS – erwartet.

Einerseits räumte Simmet nach hinten mächtig ab, betätigte sich als Zerstörer des gegnerischen Aufbauspiels, kümmerte sich um lästige Widersacher des Regisseurs Overath sowie des genialen Solisten Flohe und fand dennoch Zeit, um sich auch offensiv einzubringen. Für eine Nummer Sechs bewegte sich Simmet ausgesprochen oft in der Nähe des gegnerischen Strafraums und erzielte zahlreiche, auch sehr wichtige Tore.Insgesamt 55 Bundesligatore sind für einen defensiv ausgerichteten Mittelfeldspieler in der Bundesliga eine beeindruckende Ausbeute.

Heinz Simmet (3. v. r.) im Kreis der Altinternationalen. Foto: Bopp

Die Kombination aus Overath, Flohe und Simmet, die in dieser Konstellation von 1967 bis 1977 glatte zehn Jahre lang hielt, bescherte dem 1. FC Köln über einen langen Zeitraum eines der edelsten Mittelfeld-Gespanne des nationalen und internationalen Fußballs. Ja, dieses Mittelfeld brauchte keinen Vergleich mit den damals weltbesten Akteuren zu fürchten, das muss man noch einmal klar so herausstellen.

Man muss ganz klar sagen, dass dieser  strahlende  Glanz  nur  als Trio machbar war, wobei alle Beteiligten ihre außerordentlichen Stärken einbrachten. Overath und Flohe spielten in der Nationalmannschaft, was ihnen eine zusätzliche Beachtung eintrug, Simmet schaffte demgegenüber nie den Sprung in die deutsche Eliteklasse, was wohl auch daran lag das der damalige Bundestrainer Helmut Schön eher auf die Blockbildung der Meistermannschaften aus München und Mönchengladbach setzte. Für den FC hingegen sollte Simmet jahrelang ein enormer Aktivposten sein. 

Während der Radrennbahnzeit funktionierte das Trio am spektakulärsten und Heinz Simmet wurde zum ungekrönten König der Radrennbahn. Von 106 Spielen in dem eigentlichen Provisorium machte Simmet 105 mit, meistens von der ersten bis zur letzten  Spielminute  und er war damit  „Mr.  Zuverlässig“ in Person. In dieser Zeit spielte der 1. FC Köln fast jeden Gegner in diesem Stadion in Grund und Boden. 

1976 kam Star-Trainer  Hennes Weisweiler nach Köln, der Simmet schon vor seiner FC-Zeit gerne nach Mönchengladbach geholt hätte. Legendär Weisweilers Begrüßung von Simmet, als er 1976 als neuer Coach auf die Mannschaft traf. Ich zitiere: „Na Arschloch, muss ich erst nach Köln kommen, um Dich zum Deutschen Meister zu machen?“

Weisweiler  hielt  enorme  Stücke auf Simmet. Der Star-Trainer baute im Laufe der Zeit das Kölner Mittelfeld um, was bekanntlich u.a. zum Rücktritt von Wolfgang Overath führte. Der Trainer übertrug Flohe die ganze Autorität und Simmet erfüllte fortan hinter Flohe und Neumann die gleichen Aufgaben. 

Trotz seines bereits für damalige Verhältnisse fortgeschrittenen Alters, war der 33-jährige Simmet auch ein wichtiger Faktor in der legendären Doublesaison 1977/78, wenn er nun auch nicht mehr jedes Spiel dabei war. Simmet, der bereits zu seiner Karrierezeit einen Malerbetrieb aufgebaut hatte, hörte mit dem Gewinn des Doubles mit dem Profifußball auf! 

Seitdem widmete sich Simmet, ganz bodenständig, seinem Handwerk. Auch das tat er jahrzehntelang fleißig, mit Herzblut und hoher Kompetenz. Dem Fußball blieb er treu, spielte und trainierte u.a. lange Zeit bei der SpVg Frechen 20 und zuvor bei Blau Weiß Köln 06.

Heinz Simmet besuchte bis zu seiner Krankheit weiterhin regelmäßig die  Heimspiele  des FC und wohnt dort, wo er immer wohnte und wo er heute am 7.2. auch begraben wird: In Hürth!

Hier in Hürth-Berrenrath möge er in Frieden ruhen. Er wird niemals vergessen!

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