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Lichtlein: So kann kann die Sensation gegen Dänemark klappen

Carsten Lichtlein ist Sportbotschafter der Stadt Köln und freut sich auf das Final-Wochenende der Handball-Europameisterschaft in der Lanxess-Arena. Foto: Bopp

Köln | Er gehörte der Weltmeistermannschaft von 2007 an und holte sich auch Gold bei der Europameisterschaft 2004 und 2016. Carsten Lichtlein gehört zu den erfolgreichsten Handballern. Der Schlussmann ist bei der Heim-EM, die aktuell in der Lanxess-Arena steigt, als Sport-Botschafter der Stadt Köln involviert.

Im Interview mit „Loss mer schwade“ spricht der 43-Jährige über das Halbfinale des deutschen Teams gegen den Favoriten Dänemark, seine Rolle als Botschafter , die bevorstehende WM 2027 in Deutschland und seine mögliche Rückkehr nach Köln

Wie bewerten Sie die bisherigen Leistungen der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft?

Carsten Lichtlein: „Ich sehe die Leistungen bisher durchwachsen. Es gab viel Licht und Schatten. Die Leistungen gegen die Schweiz und Ungarn waren sehr gut. Man muss aber auch zugeben, dass die Qualität der Gegner nicht so gut war. Gegen Frankreich haben wir lange mitgehalten und am Ende knapp verloren. Gegen Island rettet uns Andreas Wolff den Erfolg und gegen Österreich haben wir sehr viel Glück gehabt, dass wir noch ein Remis geholt haben. Sonst wären wir bereits aus dem Turnier ausgeschieden.“

Dazu kam gestern der Rückschlag durch das deutliche 24:30 gegen Kroatien. Fehlte der Fokus, da man sich vor dem Anpfiff bereits für das Halbfinale qualifiziert hatte?

Lichtlein: „Für mich ist das kein Argument. Wenn man so frei vor der Kiste steht, denkt man nicht darüber nach, ob man schon weiter ist. Die Ausrede ist mir zu einfach, das ist meiner Meinung eine Sache der Qualität. Es gab noch nie eine Nation, die sich mit nur fünf Punkten aus der Hauptrunde für die besten Vier qualifiziert hat. Dänemark wird am Freitag ein ganz anderes Kaliber.“

Was muss besser werden, um eine reelle Chance auf das Endspiel gegen den großen Favoriten zu haben?

Lichtlein: „Es muss wirklich alles passen. Deutschland muss über sich hinauswachsen und Dänemark darf keinen guten Tagen haben. Aber darauf darf man nicht unbedingt hoffen. Dänemark wird brennen, sie warten seit 2012 auf einen weiteren EM-Titel. Das ist eine riesige Motivation. Und für die vielen Spieler, die in Deutschland unter Vertrag stehen, ist es zudem sicher etwas Besonderes in Deutschland Gold zu gewinnen.“

Was macht Dänemark so außergewöhnlich?

Lichtlein: „Dänemark ist aktuell die beste Handballmannschaft der Welt. Die Skandinavier haben mit Niklas Landin und Emil Nielsen das beste Torwartduo des Turniers. Zudem haben sie eine bärenstarke Abwehr und in der Offensive viele Individualisten, die eine Partie alleine entscheiden können. Sie spielen unheimlichen schnellen Handball und haben die nötige Routine, wenn es eng wird. Das sind alles Weltklassespieler, die man aufhalten muss. Und zwar mit fairen Mitteln. Bei zu vielen Strafzeiten hast du keine Chance.“

Was stimmt Sie trotzdem optimistisch, dass der große Wurf trotzdem gelingen kann?

Lichtlein: „Die deutsche Mannschaft hat nach jeder schlechteren Vorstellung eine positive Reaktion gezeigt. Die Jungs müssen über sich hinauswachsen und darüber hinaus. Außerdem haben die Spieler 20.000 Fans hinter sich, die sie zum Sieg tragen wollen. Das sollte einen Push geben. Vielleicht fangen die Dänen doch ein wenig an zu wackeln, wenn die Partie lang ausgeglichen und eng gestaltet werden kann.“

Was kann die Europameisterschaft für die Zukunft des Handballs in Deutschland bewirken?

Lichtlein: „Die Resonanz ist einfach überragend. Die Begegnung in Düsseldorf zum Start sowie die Hauptrunde in Köln haben einmal mehr Maßstäbe gesetzt. Die Verantwortlichen der Lanxess-Arena haben mit einer perfekten Organisation einmal mehr bewiesen, dass das Henkelmännchen das Mekka des Handballs ist. Jeder Spieler sollte diese Stimmung einmal in seiner Karriere erleben dürfen. Wir dürfen uns auf die bevorstehende Weltmeisterschaft 2027 in Deutschland freuen. Zumal wir dank des starken Nachwuchses eine ambitionierte Nationalmannschaft haben sollten. Für mich steht es außer Frage, dass 2027 die Finalrunde wieder in Köln ausgetragen werden soll.

Wie gefällt Ihnen ihr Job als Sportbotschafter der Stadt Köln?

Lichtlein: Es ist mir eine große Ehre. Köln ist eine pulsierende Stadt, mit vielen tollen Menschen und Ideen. Man wird auch mal zum Karneval eingeladen. Das ist alles faszinierend. Aber ich nehme meinen Job ernst. Ich bin bei vielen Veranstaltungen dabei und gebe Autogramme und mache Fotos mit den Fans. Auch am Sonntag am Finaltag wird es in der Arena eine Autogrammstunde mit mir geben. Ich mache das gerne. Das macht den Handball aus, dass wir für die Fans nahbar sind.“

Nach der EM sind Sie wieder als Torwarttrainer beim Bundesligisten MT Melsungen gefordert. Was sind die Ziele mit der Mannschaft in dieser Saison. Wenn es gut läuft, könnten Sie mit Melsungen wieder in der Lanxess-Arena spielen!

Lichtlein: „Das stimmt. Am 3. Februar haben wir das wichtige Pokalspiel bei der TuS N-Lübbecke. Wenn wir dort bestehen und siegen, sind wir beim Final4 in Köln dabei – das ist natürlich unser großes Ziel. In der Bundesliga möchten wir weiter in der Spitzengruppe verweilen und uns für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren.

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