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Top-Psychologe erklärt Motivation vom „Anzeigenhauptmeister“

Köln | Er ist ein junger Mann, der polarisiert und in aller Munde derzeit ist.

Niclas M. (18) macht als „Anzeigenhauptmeister“ aktuell bundesweit Schlagzeilen. Sein Hobby ist das Falschparker-Anzeigen im öffentlichen Raum.

Und das beschert ihm auf der Straße – und vor allem im Netz – Drohungen und gefährlichen Hass, der zuletzt gar in einer körperlichen Attacke gipfelte.

Phänomen aus psychologischer Sicht betrachtet

Was treibt den Burschen aus psychologischer Sicht an? Viele Menschen fragen sich, warum M. in Kauf nimmt sich als vermeintlicher „Verzinker“ unnötig in Gefahr zu begeben.

Dr. Wolfgang Auer (Steiermark) ist renommierter Fachmann und im schönen Nachbarland Österreich vielgefragter Medien-Ansprechpartner. Auch wir haben ihn um eine Einschätzung gebeten.

Wir werden sehen wie sich die Situation weiter entwickelt – das kann durchaus sehr spannend werden

Dr. Auer

Welchen psychologischen Hintergrund hat es das Hobby eines Anzeigenmeisters auszuüben?

„Prinzipiell geht man davon aus, dass der Anzeiger einen Lustgewinn dadurch erfährt, andere Menschen dem Recht zuzuführen. Das Phänomen ist nicht neu; spannend ist jedoch, dass in diesem Fall die Denunziation nicht anonym erfolgt, sondern ganz offen und namentlich. Dadurch zieht er sich naturgemäß auch Feindschaft und Hass zu“, so Dr. Auer.

Der erfolgreiche Basenpulver-Erfinder mit besten Kontakten nach Köln weiter: „Ein Hang zu Prominenz und Bekanntheit ist sicher ein weiteres Motiv. Die Argumentation der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen und nur dem Einzelnen, der eine Widrigkeit begangen hat zu schaden, klingt plausibel und nachvollziehbar. Ohne Vergehen gibt es nichts anzuzeigen. Das macht natürlich nicht gerade sympathisch, wird aber dennoch in Kauf genommen.

In diesem Ausmaß wird die gesamte Aktivität im Kontext noch als normal betrachtet, die Grenze zu „auffälligem“ Zwangsverhalten ist aber fließend. Wir werden sehen wie sich die Situation weiter entwickelt – das kann durchaus sehr spannend werden.“

Wäre es besser, er würde private Besitzstörung melden und nicht im Öffentlichen Raum?

„Das würde dem ganzen mehr Sinn geben“, findet Dr. Auer, „Eine private Besitzstörung zu melden, bedeutet jemandem zu seinem erworbenen Recht zu verhelfen, damit geht es um die Ausführung eines konkreten Auftrages durch den Grundeigentümer eben eine Verletzung durch einen Dritten zu melden und ahnden. Damit fehlt auch die Ansicht „Kavaliersdelikt“ , das leicht nachgesehen werden kann. Wenn jemand in seinen Rechten beschnitten wird, ist es legitim diesem zu seinem Recht zu verhelfen.“

Wie erklärt sich der Hass und kann dieser erneut zur Tat kippen ? 

Der Experte: „Naturgemäß entsteht dadurch Hass – welcher im Netz ja schwellenarm geäußert werden kann und auch wird. Aggressionen körperlicher Art sind sogar wahrscheinlich. Besonders wenn jemand durch den Anzeiger persönlich z.B. durch eine Ordnungsstrafe, die meist als ungerecht empfunden wird, persönlich bestraft wird.“

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