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Köln und Umland: Das Dilemma zweier Top-Gastronomen

Didi Bucklitsch und Axel Schönfelder. Fotos: ZvG

Köln/Troisdorf | Kaum eine Branche war seit der Corona-Pandemie derart „heiß“ diskutiert worden wie die Gastronomie.

Und ist es auch noch aktuell!

Denn z.B. die Wieder-Einführung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent sowie der akute Fachkräftemangel setzt den Wirtinnen und Wirten Kölns und im Umland zu.

Dafür gibt es aktuell zwei Beispiele, die die unternehmerischen Schwierigkeiten von gestandenen Profis exemplarisch darstellen.

Fachkräftemangel und Politikhürden als Hindernisse

So steht „Didi“ Bucklitsch ab jetzt wieder selbst am Herd in seinem „Haus BöhMer“ auf der Kalker Hauptstraße in Kalk.

„Ich wurde belogen und betrogen“, sagt der junge Inhaber.

Obwohl ein bekannter Szene-Kollege ihn vor der Person gewarnt habe, habe er einer Arbeitskraft eine Chance geben wollen.

Ersatz heute zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto

Didi Bucklitsch

Die Gegenleistung seien nach nicht einmal zwei Monaten nichts als Krankmeldungen und das Abzocken von Trinkgeldern gewesen.

Die Folge: Eine fristlose Kündigung wegen vorsätzlicher Täuschung und Diebstahl, bei der es nur Verlierer gibt.

Denn: „Ersatz heute zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt Bucklitsch. Vor allem in der Küche. Trotz üppiger Gehälter, die Inhaber wie er bereit seien zu zahlen.

Anstatt sich um seine Gäste zu kümmern, musste der im Veedel beliebte Wirt nun Kamerabilder auswerten, um die Klauereien des Ex-Mitarbeiters zu belegen. Und er muss nun wieder selbst die Schürze tragen. Mangels Personal.

Seine Enttäuschung war so groß, dass er den betreffenden Namen in den sozialen Netzwerken öffentlich machte.

„Überall liest man vom Stöhnen über den Fachkräftemangel im D-A-CH-Raum. Wenn aber Firmen kommen wie wir, die was gegen den Fachkräftemangel tun können, hat man den Eindruck, dass es doch nicht so dringend ist“, erlebt Jann Siefken von der Firma „ReCAREity“ aus Österreich, die sich auf die Vermittlung von Fachkräften sämtlicher Berufszweige (Gastro, Hotel, Pflege) aus Drittstaaten in den deutschsprachigen Raum spezialisiert hat.

Was sind die Gründe?

„Weil es bürokratisch Voraussetzungen gibt und das mit Mühe verbunden ist, haben wir den Eindruck, dass die Firmen noch nicht genug leiden“, erklärt der Jurist, „Sie wollen sich nicht über den Rand bemühen, um der Situation Herr zu werden. Man ist noch zurückhaltend und immer wieder hören wir: Muss es denn jemand aus dem Ausland sein?“

Das Dilemma der Branche.

Ein paar Kilometer weiter hatte Axel Schönfelder jetzt seiner treuen Kundschaft traurige Nachrichten zu verkünden.

„Ich habe am 03.03.24 nun endgültig mein geliebtes Elements of Taste (EOT) schließen müssen“, so der Troisdorfer Top-Gastronom, „Die Gründe hierfür sind vielschichtig, resultieren aber auf einem grundlegenden Fehler von mir, den ich schon 2015 begangen habe. Mein größter Fehler war, dass ich der Überzeugung erlegen bin, ich wäre in der Lage dass EOT von „Aussen“ führen und „leiten“ zu können.

Ein fataler Irrtum, denn mein Vertrauen und Gutmütigkeit wurde über die Jahre hin, leider sehr sehr oft missbraucht, aber darauf möchte ich nicht weiter eingehen. Es war „mein Fehler“, dies alles zuzulassen, ich zeige nicht mit dem Finger auf andere. Ebenso habe ich zu oft das Konzept gewechselt.

Für mich war das als kreativer Mensch und jemand der Freude hat “ Neues“ zu erschaffen sehr spannend , aber das ständige Hin und Her, mal „auf mal zu“, kam bei den Gästen nicht gut an, was ich natürlich verstehe.“

Troisdorfer Top-Wirt: „Scheitern ist keine Niederlage“

Taffe, selbstkritische Worte!

„Aber auch Corona war hart“, schreibt er in den sozialen Netzwerken zum Aus des traditionell beliebten Hauses direkt an der Stadthalle, „Ich habe mich klar gegen die Spaltung durch die unsäglichen Maßnahmen der Regierung positioniert und die Schließung des EOT während dieser schlimmen Zeit war ebenso finanziell sehr schwierig, unabhängig der staatlichen Hilfen, aber wir konnten damals 15.000 Essen an Bedürftige kochen und verteilen, darauf bin ich stolz und auch, dass ich immer zu meinen Werten gestanden habe, auch wenn ich teilweise extrem angefeindet worden bin.

Zurück zum Heute. Die Rückkehr zu den 19% Mehrwertsteuer, war kein wirklicher Ausschlag für die Schließung, dennoch wäre ich gezwungen gewesen meinen Qualitätsanspruch herunterzuschrauben, oder die Preise zu erhöhen. Beides wollte ich aber nicht, die Fixkosten waren einfach vorab zu erdrückend.“

Trotz aller Umstände sei das EOT bei Google mit 4.5 prima aufgestellt und bei Tripadvisor über viele Jahre Nr.1 in Troisdorf gewesen. Er plane eine neue Gastro-Idee in der Nähe, die aber noch nicht spruchreif sei.

„Ich habe „losgelassen“, auch wenn es mir weh tut, aber so ist auch einfach besser. Scheitern ist keine Niederlage, sondern die Möglichkeit seinen bisher eingeschlagenen Weg zu überdenken und sich ohne Ego zu reflektieren. Eine Tür schließt sich, eine andere wird aufgehen.“

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