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Kölner Karnevals-Ikone bekommt eigenen Zeichentrickfilm

Foto: ZvG

Köln | Ludwig Sebus ist 98 Jahre und hat zig Ehrungen als Grandseigneur des kölschen Fasteleer erfahren. Aber einen eigenen Zeichentrickfilm – den hat wohl noch keine Karnevalsgröße sein Eigen nennen können.

Bis jetzt. Denn der Kölner Künstler Alireza Darvish (56) erklärt uns seine Idee und sein Projekt „Animation Ludwig“.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Die Idee für den Animationsfilm „Ludwig“ ist eigentlich aus einem anderen Projekt heraus entstanden. Ich arbeite seit 3 Jahren an meinem Projekt „111 Gesichter Kölns“, eine kreative Art des Dokumentarfilms in Kombination mit Malerei. Das Konzept bestand daraus, 111 verschiedenste Menschen aus Köln in mein Atelier einzuladen und sie zu porträtieren.

Im Hintergrund der Porträts ist jeweils ein Ort aus Köln als Motiv zu sehen, der mit der Person etwas zu tun hat. Beim Malen kommt es zum Gespräch, wo die Personen ihre Lebensgeschichte erzählen und ihre persönliche Bindung zur Stadt Köln erklären. Diese Gespräche wurden alle aufgenommen.

Was ist die Intention?

Es ist meine Intention, alle diese Menschen, egal ob alt oder jung, Frau oder Mann, Minderheit oder nicht, reich oder arm; sie alle zusammenzubringen und in einem Raum zu präsentieren.

Mein Ziel ist es, trotz aller Unterschiede die Menschen zusammenzubringen, und die Einheit als Bürger dieser Stadt zu präsentieren. Das hat den Hintergrund, dass ich wahrgenommen habe, wie sich in den letzten Jahren unsere Gesellschaft aus mehreren Gründen, vermehrt voneinander distanziert und teilt. Corona, politische Situationen, all die Kriege auf der Welt; das sind alles Aspekte, die unserer Gesellschaft irgendwo mit viel Leid erfüllen.

Ich wollte mit diesem Konzept die Menschen in unserer Gesellschaft wieder nahebringen, und das war meine Idee. Dank eines gemeinsamen Freund,  Stefan Mertens von Hänneschen Theater, war Ludwig Sebus einer der ersten Menschen, die ich für dieses Projekt schon ganz am Anfang porträtieren durfte.

Ich habe da ehrlich gesagt direkt entdeckt, dass er ein sehr besonderer Mensch ist, mit einem großen Herz und mit einer wichtigen Geschichte und Nachricht, die die Welt hören muss. Insbesondere heute, in unserer Zeit finde ich, dass seine Nachricht eine sehr positive Wirkung auf Menschen haben wird. Besonders junge Menschen können dadurch lernen, was es heißt, in einer Kriegssituation aufzuwachsen.

Ich habe das Gefühl, dass es mittlerweile viel in Vergessenheit gerät, dass jeder Mensch, der im Krieg lebt und auch stirbt, ein Individuum ist. Alles wird auf abstrakte Zahlen reduziert, und das wahre Gesicht des Kriegs wird vergessen.

Aus diesem Punkt ist auch eigentlich Ludwigs Animation geboren. Ich habe seine Erzählung aus der Kindheit in einem Storyboard festgehalten und eine Geschichte geschrieben. Die erzähle ich auf eine Art, die größtenteils aus seiner Geschichte besteht, aber auch viel über Köln und die Nachkriegszeit und teilweise sogar über Karneval erzählt. So habe ich Ludwig entdeckt.

Was bedeutet Ludwig Sebus für Sie persönlich und Köln? 

Ludwig Sebus habe ich durch dieses Projekt erstmalig kennengelernt, und seitdem ist unser Kontakt näher geworden. Ich hatte großes Interesse, weiter seine Persönlichkeit kennenzulernen, weil er für mich wie ein Strahl war.

Obwohl er 96 Jahre alt war, hatte er einen Ausdruck des Lebens und einen Ausdruck der Menschlichkeit, bei dem sehr viel Lebendigkeit und tiefgründige Bedeutung drinnen war. Er hat auch von Anfang an einen sehr schönen Kontakt mit mir gehabt und hat mir auch persönlich sehr weitergeholfen.

Ludwig gab mir viele Kontakte für mein Projekt und bemühte sich sehr, weil er direkt verstand, was mein Ziel und mein Wunsch war bei diesem Projekt, mit meinem Hintergrund als Geflüchteter aus dem Iran. Als Künstler und als Kölner habe ich keinen touristischen Blick auf die Stadt , doch da ich nicht hier geboren bin, habe ich keine direkte Verbindung zur Vergangenheit, und lerne durch diese Art von Kommunikation, wie mit Ludwig diese Zeit besser zu verstehen. 

Ich fühle mich als Bürger dieser Stadt, der hier eine zweite Heimat gefunden hat, verpflichtet und verantwortlich, der Gesellschaft weiter etwas zurückzugeben, mit meinem Blick als Künstler. Mein Ziel war es aus diesem Grund wichtig, weil es eine dokumentarische Form der Erzählung ist, und ich wollte nicht nur die Menschen porträtieren. Ich bin kein Porträt- Künstler.

Durch das Filmmaterial der Gespräche mit jeder einzelnen Person möchte ich mich mit dieser Stadt verbinden, und auch die anderen Menschen mit dieser Stadt, und ihren Bürgern verbinden und nahebringen. Ludwig hatte in diesem Punkt eine große Rolle, er hat mir unglaublich viel Leben und Bedeutung gegeben in diesem Projekt, obwohl er schon 98 Jahre alt ist.

Sein Leben, sein Blick, seine Perspektive, sein Leid und seine Sorgen, usw.; das habe ich alles miterleben können als ein Mensch, der in dieser Stadt lebt. Und ich glaube, das ist ein sehr kostbarer Punkt, dass wir verstehen, dass es nicht so viele Stimmen wie Ludwig gibt, besonders jetzt, wo viele Zeitzeugen sterben.

Der Lebenswille, die Hoffnung und die ganze positive Energie und der Optimismus, trotz all der schlimmen Erlebnisse, ist für mich etwas, was mit der Gesellschaft geteilt werden muss. Besonders heutzutage.

Wann ist mit einer Veröffentlichung zu rechnen?

Gerade bin ich dabei, die Animation zu machen, und da gibt es natürlich einige Dinge, die ich beachten muss.

Im Filmbereich ist der ökonomische Aspekt immer sehr wichtig. Ich habe mein Drehbuch für den Film der Filmstiftung NRW präsentiert, und habe glücklicherweise eine Förderung erhalten; jedoch ist Animation etwas teurer als ein Kurzfilm, weshalb das leider nicht ganz ausreicht für die Produktion. Besonders bei Ludwigs Geschichte über die Kriegszeit würden sehr viele Details in der Animation nötig sein.

Ich habe noch eine Förderung beantragt beim BKM Bundesregierung für Kultur und Medien, um mein Budget auf einen realistischeren Betrag zu erhöhen, und hoffe auf eine Zusage. Meine Intention ist es, so schnell wie möglich mit der Produktion anzufangen, weil ich weiß, dass die Zeit für mich in meinem Alter eine ganz andere Bedeutung hat, als für einen Menschen wie Ludwig.

Wenn man 98 Jahre alt ist, dann zählt jeder Tag. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass er bleibt und dieser Film erfolgreich wird, und seine Geschichte korrekt erzählt und gesehen werd. Ich sehe sein berühmtes Lächeln und hoffe, dass der Film ihn glücklich macht. Das wünsche ich mir! 

Eine Animation in der Länge und dem Level an Detail wird mindestens 1 Jahr Zeit zur Produktion benötigen. Ich bin gerade dabei, alles dafür zu tun, dass ich bald mit der Produktion anfangen kann.

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